"Während der Täter es vergisst, vergisst das Opfer es nie."

Veröffentlicht am 3. Dezember 2023 um 09:55

Ein Leser hat uns auf einen Artikel der eritreischen Zeitung Haddas Ertra (Erythra) aufmerksam gemacht, der sich mit dem Massaker an der Zivilbevölkerung im Jahr 1970 befasst. Aus diesem Grund möchten wir unseren Lesern einen Auszug aus dem Zeitungsartikel zur Verfügung stellen, der den Hintergrund und den Verlauf des Massakers vom Ende 1970 kurz darstellt.     

Am 21. November 1970 überfiel eine Hayli (vgl. Kompanie) der Eritreischen Befreiungsfront (ELF) einen äthiopischen Militärkonvoi aus einem Versteck. Der Militärkonvoi befand sich zur Zeit des Überfalls auf der Strecke zwischen Asmara und Keren, 58 km von Asmara entfernt in der Nähe des Ortes Balwa. Dabei gelang es den Kämpfern der ELF, den äthiopischen Befehlshaber der in Eritrea stationierten Huletegna Kifle Tor (zweite Division), Generalmajor Teshome Ergetu, und seine militärischen Begleiter zu eliminieren. Diese äußerst erfolgreiche Operation, bei der ein hochrangiger Offizier ausgeschaltet wurde, sorgte schnell für Schlagzeilen in den internationalen Nachrichtenmedien.     

Ein Opfer und Generalmajor Teshome Ergetu (1)

An den folgenden 50 Tagen strömten rachsüchtige Soldaten der äthiopischen Armee in die Region Senhit, um unvorstellbare Verbrechen an den Bewohnern der dortigen Ortschaften zu begehen.

Ona

Ona, ein Dorf in der Nähe der Stadt Keren, wurde von der äthiopischen Armee umzingelt, sodass die Bewohner nirgendwohin flüchten konnten. Die Armee schoss danach mit großer Wucht auf die hilflosen Zivilisten und tötete dabei 750 Kinder und Frauen. 

Überreste von den Gebäuden des Ona-Massakers (2)

Besikdera

In Besikdera wurden 128 Zivilisten, darunter Kinder und Frauen, in eine Moschee hineingezwungen und mit Maschinengewehren getötet. 

Ruine von Besikdera: Überreste der Moschee und einiger Hütten (3)

Geleb

Die Bewohner des Ortes Geleb wurden in ihre Hütten eingesperrt und anschließend angezündet. Durch das Feuer wurden die ausweglosen Menschen in den Hütten grausam ermordet.

Ein äthiopischer Soldat sieht zu, wie ein Dorf brennt (4)

Die Verbrechen an weiteren Orten sind in dem Buch ግፍዒ (gif’i, dt. Gräueltat) dokumentiert, das im Jahr 2017 von Hidri Publishers herausgegeben wurde.   

Nähere Informationen zum Buch unter: https://hdrimedia.com/product/gfei/

Die Gräueltaten der äthiopischen Armee dauerten 50 Tage, in denen Hunderte eritreischer Zivilisten qualvoll ums Leben kamen. Dies war jedoch nicht der Beginn und auch nicht das Ende der Grausamkeiten der äthiopischen Regierungen an der eritreischen Bevölkerung.  

Schon damals, als der Föderationsvertrag aufgelöst und Eritrea illegal von Äthiopien annektiert wurde, begannen Soldaten der äthiopischen Regierung in Eritrea ihr Vorhaben lautstark zu verkünden. Dabei lautete ihre aggressive Parole: "Embi yale sow - Teyyit agursow". Ins Deutsche übersetzt bedeutet es ungefähr: Wer Widerstand leistet, bekommt eine Kugel in den Mund.

Die äthiopische Herrschaft erstreckte sich über dreißig Jahre (1961 bis 1991), wobei zahlreiche eritreische Städte und Dörfer, darunter Asmara, von unvorstellbarer Grausamkeit heimgesucht wurden. 

Amharisches Sprichwort: 

የወጋ ቢረሣ፡ የተወጋ አይረሣ 

Während der Täter es vergisst, vergisst das Opfer es nie. 

Quellen: 

Eritreische Zeitung Haddas Ertra (Erythra), Ausgabe vom 30. November 2023 (ጋዜጣ ሓዳስ ኤርትራ፡ መበል 33 ዓመት ቍ. 78፡ 30 ሕዳር 2023). Nur in Auszügen wurde der Artikel hier verwendet und ins Deutsche übertragen. 

https://shabait.com/2023/11/30/haddas-ertra-30-november-2023/

Bildquellen: 

1,3,4) https://zantana.net/the-massacre-at-besikdira/

2) https://shabait.com/2020/12/05/ona-massacre/

 

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